On the road again – Von Las Vegas über Arizona nach Rhyolite
Obgleich wir mit Vicki und Steven wunderschöne eineinhalb Monate in ihrem gastlichen Heim verbringen durften, sind wir (und sie sicher auch…) sehr froh, dass wir endlich wieder auf unseren eigenen vier Rädern unterwegs sind!
Nach dem obligaten Grosseinkauf machen wir uns auf zur Garland Prairie Road im Kaibab National Forest, wo wir die Dubus, Claudia und Thomas, treffen werden (dubu-and-more.ch). Sie sind zwei Wochen vor uns wieder in die Staaten gekommen und jetzt auf dem Weg zum Grand Canyon. Wir sind hier um einiges höher als noch in Las Vegas und im Wald liegt noch Schnee. Zum Glück ist aber die Sonne schön warm und wir verbringen einen gemütlichen Abend und den ganzen nächsten Tag mit Schwatzen, Feuern, Kochen und Essen. Sie geben uns auch einige gute Tipps für die Gegend um Flagstaff und Sedona, wo wir als nächstes hin wollen.
Es ist kurz vor dem (Oster-)Wochenende und die Strassen sind vollgestopft mit Autos und RVs (Dubus brauchen drei Anläufe und müssen bis am Abend warten, bis sie ohne mehrstündiges Anstehen in den Grand Canyon NP kommen…). Wir machen einen Abstecher zum Walnut Canyon SP mit unter einen Felsvorsprung geklebten „Reihenhäusern“ der Sinagua, der nicht ganz so überlaufen ist, und übernachten dann an einem schönen Platz mit Aussicht (auch ein guter Tipp von Claudia und Thomas).
Am nächsten Tag fahren wir durch den Oak Creek Canyon nach Sedona, das – wie befürchtet – sehr voll ist. Der Slide Rock SP, wo man im Sommer in Flüsschen baden kann, ist trotz frischer Temperaturen völlig überfüllt, alle Trailhead-Parkplätze sind belegt und entlang der Strasse reihen sich die Autos. Aber schon die Fahrt ist sehr hübsch, wobei wir froh sind, dass es noch Vorfrühling ist und wir deshalb wenigstens ein bisschen von den farbigen Canyonwänden sehen können… Die Gegend erinnert uns an den Zion NP, nur dass es hier viel mehr Vegetation gibt.
In Sedona darf natürlich das Befahren der Schnebly Hill Road nicht fehlen, die aktuell rund 4 Meilen zu einem Aussichtspunkt führt (der Rest, der Sedona über einen Pass mit der I-17 verbinden würde, ist saisonbedingt leider noch gesperrt). Für das Gerumpel auf der miserablen Naturstrasse wird man mit tollen Ausblicken auf die umliegenden Berge und roten Klippen sowie auf Sedona belohnt. Wir sind nur froh, dass wir die steinige Piste mit unserem eigenen Fahrzeug bewältigen können und uns nicht – wie die meisten Touristen – auf der umgebauten Ladebrücke einer der diversen Jeep Touren durchschütteln lassen müssen. Aber offenbar ist das ein beliebter Zeitvertreib, denn es herrscht ein ordentlicher Verkehr…
Nach der Übernachtung auf Public Land südlich von Sedona fahren wir ins hübsche Städtchen Jerome, das an einen steilen Berghang geklebt ist und seine Existenz wieder einmal dem Bergbau, diesmal dem Kupfer, verdankt (heute ist es der Tourismus und auch hier ist kein Parkplatz zu finden…). Nach dem Besuch des Audrey Shaft, einem Mini-Open Air-Museum, folgen wir der kurvigen 89A durch die mit Schneeresten gesprenkelten Black Hills über den rund 2300 m hohen Mingus Pass in den weiten Talkessel von Prescott, wo wir die blühenden Kirschbäume in der Stadt bewundern. Über Nebenstrassen und vorbei an Bagdad geht es zur US-93, wo wir uns beim Ort Nothing (er heisst wirklich so!) einen schönen Platz im Busch suchen. Hier im buchstäblichen «Nichts» verbringen wir friedliche Ostern. Wir sind fast komplett ungestört (in vier Tagen fährt ein Auto vorbei) und ich erkunde zu Fuss die mit Riesen-Kieseln, Wacholderbüschen, Yuccas und Kakteen gespickte Umgebung. Wir beobachten Ameisen beim Pflanzen ernten, Kaninchen und Wachtelfamilien und freuen uns an den farbigen Sonnenuntergängen.
Nach den «Ostern im Busch» kürzen wir den Weg zur I-40 über ungeteerte Nebenstrassen (u.a. ein Stück Arizona Peace Trail) quer durch die mit Gestrüpp, Saguaros, Yuccas und stellenweise dichte Yoshua Tree Wälder bestandene Sonora Wüste ab. Als wir endlich den Colorado River erreichen, ist das blaugrün dahinströmende Wasser eine wahre Wohltat für die Augen. Wir müssen dringend wieder unseren Trinkwasser-Vorrat auffüllen, was sich als gar nicht so einfach herausstellt. Schliesslich erspäht Ozy in Needles einen Wasserhahn in der Mauer einer Tankstelle, wo wir auf Nachfrage unseren Schlauch anhängen dürfen.
Von der Sonora Wüste geht es übergangslos in die Mojave Desert. Da wir das Mojave Preserve mit der Mojave Road schon in beide Richtungen befahren haben, picken wir uns dieses Mal nur die Kelso Dunes heraus, die wir noch nie besucht hatten, und campen wieder im beeindruckenden Afton Canyon, wo ich diesmal einen anderen Seitencanyon erforsche. Leider weht wieder einmal ein stürmischer Wind und der Canyon ist aufgrund von Wassermangel auch nicht so hübsch wie letztes Jahr, sodass wir nur eine Nacht bleiben.
Am nächsten Morgen erleben wir eine Enttäuschung, als wir den Mojave River passieren – die Eisenbahngesellschaft hat die tiefe Furt mit Schotter aufgefüllt, so dass wir jetzt statt etwas Nervenkitzel nur noch eine Reifenwäsche bekommen.
In Barstow, CA werden die Vorräte wieder aufgefüllt und dann erkunden wir die nahegelegene Rainbow Basin Natural Area, die wir letztes Jahr wegen des schlechten Wetters ausgelassen hatten. Heute, bei Sonnenschein, sind die geologischen Farben und Formen recht spektakulär. Zum Übernachten suchen wir uns ein Plätzchen im zugehörigen Owl Canyon Campground, wo es uns so gut gefällt, dass wir gleich drei Nächte bleiben. Man kann schön im gleichnamigen Canyon wandern und trifft auch auf spannende Menschen.
Nach der langen Zeit in der Wüste haben wir und unsere Kleider dringend eine Wäsche nötig, was wir in einem Truckstop in Kramer Juncion, CA bzw. in einer Coin Laundry in Ridgecrest, CA erledigen können. – Wir wollen doch präsentabel sein für unsere Freunde, die wir morgen treffen werden!
Bevor wir uns wieder ins Panamint Valley begeben, übernachten wir bei den Trona Pinnacles, einer spannenden Tuff-Formation, die einfach so aus der flachen Ebene des Searles Valley aufzuragen scheint (falls sie jemandem bekannt vorkommen: sie tauchen immer wieder mal als «ausserirdischer Planet» in einem Hollywood Film auf…
Wir freuen uns sehr, Don, Bob und Bill wiederzutreffen, wobei letzterer am Dienstag dazustossen wird. Und dieses Mal begegnen wir auch gleich noch ganz vielen spannenden Menschen mehr: am Wochenende findet die Gedenkfeier für Ed Czajka statt, die letztes Jahr wegen Covid verschoben wurde. Er war nicht nur der lokale Historiker von Ballarat und Umgebung, sondern, mit dem Ehrennahmen «Clamper Ed» auch geachtetes Mitglied des «Ancient and Honorable Order of E Clampus Vitus» (Zitat aus Wikipedia: «ECV ist sich nicht ganz sicher, ob es sich bei dem Orden um eine „historische Trinkgesellschaft“ oder einen „trinkenden Historienverein“ handelt» – wir haben das auch nicht herausgefunden, getrunken wird jedenfalls reichlich und den ganzen Tag und ein Bier ist nie mehr als eine Armlänge entfernt 😊 ).
Der Platz füllt sich mit Eds Freunden und Clamper-Kollegen und wir sind dank Don und Bob sozusagen mittendrin. Wir werden sehr freundlich aufgenommen und verbringen (nicht zuletzt wegen des freigebig die Runde machenden Biers) ein paar fröhliche Tage mit der ganzen Gruppe. Am Samstag Abend findet nach einem Potluck (ein Buffet, zu dem jeder etwas beisteuert) die Gedenkfeier für Ed statt. Sein Sohn zeigt die vier Episoden der «Dusty Desert Trails», Dokumentarfilme über die Gegend von Ballarat, die er zusammen mit seinem Vater aufgenommen hatte (Auch auf YouTube). Und jeder, der möchte, erzählt Anekdoten über seine Bekanntschaft mit Ed, die sein Sohn ebenfalls mit der Kamera festhält.
Wir durften Ed leider nicht persönlich kennenlernen, da er bereits 2019 gestorben ist, doch fühlen auch wir uns mit ihm verbunden durch den wunderschönen Schürhaken, den uns Eds Witwe Rene letztes Jahr geschenkt hat.
Nach dem Wochenende reisen die meisten ab und wir sind nur noch zu acht: Don, Bob, Kevin, Monty und Debbie, Vick, Denis und Diane. Einen Tag später stossen noch Bill und Susan dazu.
Ozy kann die Gruppe auf Dons zweitem ATV, das er extra wieder mitgebracht hat, begleiten, ich habe nicht immer Platz, mache dafür aber zu Fuss Ausflüge in die Umgebung. Einmal bringt mich Bob zur Mündung des Happy Canyon, den ich ein Stück weit erkunde, bevor ich den langen Rückweg ins Lager antrete. Ich fühle mich wie in einer dieser Fernsehserien, wo die Leute ausgesetzt werden und dann den Weg zurück in die Zivilisation finden müssen. 😉
Das Wetter ist sehr heiss (bis 36 Grad), gleichzeitig weht fast ständig ein starker bis sehr starker Wind. Egal, ob er aus Norden oder Süden kommt, er wirkt wie ein Heissluftföhn und wirbelt ordentlich Sand und Staub auf. Aber da wir in der Wüste sind, kühlt es wenigstens in der Nacht einigermassen ab.
Nachdem wir in Ridgecrest die Vorräte und das Wasser aufgefüllt haben und Ozy die Batterien ersetzt hat (er hat entdeckt, dass die eine einen Zellenschluss hatte…), fahren wir alle zusammen nach Rhyolite bei Beatty, NV. Dort schlagen wir ein Stück von der Geisterstadt unser Lager auf und erkunden zusammen mit Karl, dem Caretaker des Ortes, die Umgebung. Rhyolite liegt auf 1164 m Höhe und damit gut 800 m höher als Ballarat. Gleichzeitig verschlechtert sich das Wetter und statt der Klimaanlage läuft jetzt die Heizung. Dazu weht immer noch der stürmische Wind und eine Regenfront lässt nicht nur die Bergspitzen der Umgebung weiss werden, sondern führt in Verbindung mit dem Sturm sogar dazu, dass wir einen kleineren Wassereinbruch haben (die Ablagefläche über dem Bett ist auch aus GFK, so dass wir den «See» zum Glück bald wieder aufgetrocknet haben). Trotz des unfreundlichen Wetters ersetzt Ozy unsere «Zombielights» auf dem Dach, die inzwischen nach und nach den Geist aufgegeben haben, und kann Don bei der Reparatur seines ATVs helfen.
Mittlerweile haben wir schon den 27. April. Nachdem uns Don einen feinen Abschieds-Eintopf gekocht hat, verabschieden wir uns am nächsten Tag schweren Herzens von unseren alten und neuen Freunden. Gern wären wir noch länger geblieben, doch läuft uns langsam die Zeit (bzw. unsere 6 Monate) davon.
Von hier aus soll es nun nach Südosten gehen. Das nächste grössere Ziel ist der Big Bend NP in Texas, den wir über Arizona und New Mexico anfahren wollen.

Ein Gedanke zu „On the road again – Von Las Vegas über Arizona nach Rhyolite“
Es ist immer Grossartig eure Tour so mit allen tollen Bilder zu verfolgen. Geniesst diese riesige Abenteuer und gebt acht auf euch 🍀Liebe Grüsse Trudi
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