
Küste, Berge, Wälder und historische Architektur – Von Georgia nach Kentucky
Nach etwas mehr als zwei Monaten verlassen wir am 16. März Florida und fahren in einem Rutsch nach Savannah, GA. Gerhard hat einen Platz im schönen Skidaway Island State Park gefunden und uns eingeladen, wieder die Site mit ihm zu teilen. Wir freuen uns auch darauf, Gerhard wieder zu treffen, also nichts wie hin!
Im Januar waren wir schon einmal auf diesem schönen Platz und ich nutze die Zeit, um den Trail zu erkunden, den ich damals ausgelassen hatte, während Ozy und Gerhard kleine Unterhaltsarbeiten erledigen und «Männergespräche» (= Tech Talk) führen.
Über die letzten Tage hatte sich bei mir eine Ohrentzündung entwickelt, die ich mir vermutlich beim Tauchen eingefangen hatte (ich war nachlässig mit den Tauchertropfen. Das rächt sich sofort ☹ ). Während Gerhard Savannah erkundet, besuchen wir eine nahegelegene Urgent Care, wo ich wieder mal ein Antibiotikum und Ohrentropfen erhalte. Ich mag nicht gross weg und Ozy hat irgendwie auch keine Lust, zu gehen, so dass wir Savanna nicht mehr besuchen, obwohl es uns im Januar sehr gut gefallen hatte.
Nach drei Nächten an diesem schönen Ort müssen wir umziehen, da der Platz übers Wochenende komplett ausgebucht ist. Wir übernachten auf einem leicht gegen hinten abschüssigen Parkplatz ganz in der Nähe und am nächsten Tag, entdeckt Gerhard Wasser in seinem hinteren Staufach! Ozy und Gerhard begeben sich auf die Suche nach der buchstäblichen Quelle, was sich als grössere Operation herausstellt. Mit vereinten Kräften gelingen schliesslich die Lokalisierung – es war die Wasserpumpe – und die Reparatur.
Während Gerhard sein Fahrzeug ausräumt und alles trocknen lässt, machen wir einen Ausflug zum Fort Pulaski. Dieses sehr beeindruckende Backsteingebäude wurde 1829-1847 im Rahmen des Ausbaus der Küstenverteidigung nach dem Krieg von 1812 errichtet (sog. Third System) und sollte den seeseitigen Zugang nach Savannah beschützen. (Zwischen 1816 und 1867 wurden 42 Forts dieses Typs erbaut, von denen einige noch erhalten sind, u.a. Fort Jackson südlich von New Orleans, das wir im Juni letzten Jahres von aussen gesehen haben oder Fort Jefferson/Dry Tortugas ganz im Süden von Florida, das ich so gerne besucht hätte).
Fort Pulaski ist praktisch vollständig erhalten und wir verbringen einen spannenden Nachmittag in den Kasematten und auf den Mauern der gigantischen Backsteinstruktur. Mit der Erfindung der gezogenen Kanonenrohre durch die Nordstaaten im Bürgerkrieg wurde diese Art der Bauweise nach weniger als 20 Jahren obsolet. Die neuen Geschosse hatten eine so eine grosse Reichweite, dass die alten Kanonen der Verteidiger die gegenerischen Linien nicht einmal erreichen konnten. Nach 30 Stunden Beschuss durch die Unionstruppen war die eine Ecke so weit beschädigt, dass die nächsten Treffer das Munitionsdepot erreicht hätten, weshalb sich der Kommandant am 11. April 1862 ergab. Der Schaden wurde von der folgenden Unionsbesatzung innerhalb von sechs Wochen repariert und beides – die Beschädigungen und die Reparaturen – sind heute noch gut sichtbar. Ebenso wie die eine oder andere stecken gebliebene Kanonenkugel…
Am nächsten Tag geht es weiter nach Norden, mit Ziel Charleston in South Carolina. Hier quartieren wir uns für einige Nächte auf dem Campground im James Island County Park ein. Das Reservations- oder Zuteilungssystem ist etwas chaotisch, so dass wir drei Mal umziehen müssen, u.a. für zwei Nächte auf die Overflow-Wiese. Wir sind sehr froh, dass wir wieder den Platz mit Gerhard teilen können, ist die Übernachtung mit rund 72 $ doch sehr teuer.
Dafür ist die Lage sehr günstig: Wir besuchen Drayton Hall, eine der Plantagen entlang des Ashley River (erbaut im Palladianischen Stil und das einzige originale Herrenhaus, das in keinem der Kriege zerstört wurde), nochmals zum Arzt zu gehen (die Ohrenentzündung ist sehr hartnäckig) und mehrmals mit Uber Ausflüge in die Stadt zu unternehmen.
Charleston gefällt uns sehr gut, auch wenn das Grün im Gegensatz zu Savannah eher etwas versteckt in kleinen Höfen und Gärten zu finden ist. Wir spazieren ausgiebig die Strassen auf und ab, durchwandern die langgestreckten Markthallen, betrachten die Architektur, bestaunen die «grünen Mauern» und geniessen vor allem auch das sensationelle Essen: Im eigentlich ausgebuchten Halls Chophouse kommen wir gleich nach Öffnung um fünf Uhr als Walk-Ins doch noch hinein. Angesichts der Kellner mit Krawatte fühlen wir uns ein bisschen underdressed, aber der Service und vor allem das Essen sind einfach exquisit! Und Gerhard lädt uns sogar ein, als Dank für Ozys technische Unterstützung. – Vielen herzlichen Dank!
An einem anderen Abend geniessen wir im Stella’s die griechische Cuisine und runden die schöne gemeinsame Zeit zum Abschluss in der Rooftop Bar des Vendue ab (sicher eine noch nettere Erfahrung, wenn es nicht gerade gefühlte 12 Grad ist und zu regnen beginnt…).
Schweren Herzens verabschieden wir uns am 27. März vorerst endgültig von Gerhard. Es war eine tolle Zeit und wir hoffen, dass wir uns wieder einmal irgendwo treffen!
Wir fahren jetzt mehr oder weniger gerade Richtung Kentucky. Auf dem Weg finden wir den sehr schönen Sedalia Campground im Sumter National Forest, wo wir – das erste Mal seit sehr, sehr langer Zeit – ganz alleine auf einer Waldlichtung stehen (und das für bescheidene 5 $ / Nacht). Überall entdecken wir Frühlingsboten und es gefällt uns so gut, dass wir auch gleich zwei Nächte bleiben.
Auf dem Weg Richtung Kentucky kommen wir in die Great Smoky Mountains, wo wir einen Platz zum Übernachten finden und zur Feier des Tages wieder mal ein schönes Steak in unserer Gusseisenpfanne braten, die wir uns in Florida geleistet haben.
Am nächsten Tag erkunden wir einen kleinen Teil des berühmten, 755 km langen Blue Ridge Parkway (bis zur Stelle, wo er gesperrt war, um genau zu sein…). Es geht vom Nebel in die Wolken in den Sonnenschein – und wieder zurück. Wir können uns vorstellen, dass er etwas später im Jahr sehr, sehr schön ist (im Mai/Juni blühen die zahlreichen Rhododendren); jetzt haben wir den Vorteil, dass er noch nicht so befahren ist und wir auch ausserhalb der Aussichtspunkte recht viel von der Umgebung sehen, da die Bäume noch kein Laub tragen. Aber es ist doch alles noch sehr winterlich (inkl. Temperaturen von 10 °C und darunter).
Nachdem wir wegen der Strassensperrung eine ordentliche Strecke zurückfahren mussten, verlassen wir den Blueridge Parkway und fahren im Tal weiter Richtung Tennessee. – Und plötzlich ist es 29 °C!
Am Abend und in der Nacht gibt es denn auch wieder heftige Stürme. Im Cumberland Gap National Historical Park, wo wir uns auf dem Campground einquartiert haben, kommen einige Äste herunter und wir hören die Bäume im umgebenden Wald krachen. Wir haben aber Glück und werden von nichts Grösserem getroffen… Am nächsten Morgen wage ich mich dann trotz möglicher Sturmschäden und Bären in den Wald und erwandere schwitzend den hübschen Trail zur Skylight Cave.
Als wir am nächsten Morgen vom Overlook aus den Cumberland Gap, einen der wenigen Durchgänge durch die langgezogenen Appalachen und den benachbarten Tri State Peak (Treffpunkt der Staaten Virginia, Kentucky und Tennessee), betrachten, ist es wieder 6 °C und regnet. Es ist der 1. April und offenbar gibt es das «Aprilwetter» auch hier!
Nach einer Nacht bei Cabela’s in Bowling Green fahren wir zu unseren Freunden Vicki und Steven, wo wir wieder ein paar Tage bleiben dürfen. Wir bewundern ihr inzwischen schön eingerichtetes Haus, gehen in die Umgebung spazieren und spazieren fahren (u.a. zum Shaker-Ort South Union), geniessen feines Essen und verbringen wieder eine schöne Zeit mit den beiden und ihren zwei Hunden. – Wir danken Euch ganz herzlich für die erneute Gastfreundschaft!
Am 6. April geht es schon wieder auf Heimurlaub. Die 6 Monate in den USA sind erneut so schnell vergangen!
Nach unserer Rückkehr am 13. Mai (Freitag, der 13., da gab es günstige Flüge…) soll es dann endlich nach Alaska gehen! Was wir auf dem Weg dorthin alles sehen und erleben, steht dann im nächsten Blog!

3 Gedanken zu „Küste, Berge, Wälder und historische Architektur – Von Georgia nach Kentucky“
Einfach immer spitze zu lesen wo ihr euch rumtreibt… liebe grüsse vom Nordkap wo ich grade bin…
danke vielmal für eure tollen Berichte,die wir immer fast nicht erwarten können.
machids guet.Herzliche Grüsse
Danke, Ihr Lieben!
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