
Florida 2 – Abenteuer unter und über Wasser
Nach den 3 Tagen im Okaloacoochee Slough State Forest machen wir einen (wieder einmal dringend benötigten) Ausflug in die «Zivilisation» bei Naples, wo alles aus Golfplätzen und Golf Resorts zu bestehen scheint. Nach dem Waschen und Einkaufen geht es weiter in den Picayune State Forest, wo Gerhard erneut einen Platz für uns alle gefunden hat. Der gern von Reitern besuchte Campground ist recht abgelegen und wäre auch ruhig, wäre hier nicht gleichzeitig das Depot der schweren Fahrzeuge des Forest Service, die immer früh am Morgen ausrücken… Aber wir sind einfach froh, dass wir einen Platz haben und bleiben gleich zwei Nächte. Mittlerweile ist es so richtig schön und über 30 Grad heiss geworden. Also los Richtung Key West!
Wir hätten uns gerne ein bisschen Zeit genommen und irgendwo auf den Keys übernachtet, aber eben: alles restlos ausgebucht und/oder völlig überteuert… Frei stehen ist auf den ganzen Keys verboten und auch eine Anfrage bei einem Tauchtouren-Anbieter, wo Annens vor zwei Jahren noch über Nacht stehen durften, wurde negativ beantwortet (ich wäre natürlich auch tauchen gegangen). Die einzige Möglichkeit bietet der Cracker Barrel in Florida City, der nächste Ort zu den Keys auf dem Festland. Aufgrund der umgebenden Stadtstrassen ist es ein sehr, sehr lauter Platz, aber egal! Wir sind froh, dass wir – wie sehr viele andere Camper auch – hier Asyl finden.
Am nächsten Tag geht es dann endlich los!
Die Strecke nach Key West hatten wir uns etwas anders vorgestellt, da wir einen «unendlich langen Causeway mitten im Meer» erwartet hatten (bekannt aus zahlreichen Actionfilmen). Der grösste Teil der rund 225 km langen Strecke zwischen dem Mainland und Key West verläuft jedoch über grössere und kleinere Keys, kleine flache Inseln aus Korallen- und Sandablagerungen, die zumindest entlang der Strasse meist dicht bebaut und mit Brücken verbunden sind. Weiter gegen Süden kommen aber dann doch immer mehr Causeways, die schöne Blicke auf das sehr flache und dadurch hell-türkisblau schimmernde Meer erlauben.
Nachdem wir nach rund 3 Stunden das Ende erreicht (und einen Parkplatz gefunden) haben, sind wir positiv überrascht: Der Ort Key West gefällt uns sehr gut, auch wenn er etwas «touristy» ist. Wir verstehen, warum alle hierher wollen und geniessen ein paar Stunden lang die «Karibikinsel-Atmosphäre».
Wir bewundern die farbenfrohen Hähne, die überall frei herumlaufen, und erfreuen uns am Anblick der gepflegten Gärten mit ihren Epiphyten und blühenden Orchideen. Natürlich darf auch ein ausgezeichnetes Stück Key Lime Pie (eine Art Limetten-Quarkkuchen) nicht fehlen!
Schweren Herzens nehmen wir am Nachmittag Abschied und legen zum Trost auf dem Rückweg im High Tide Restaurant auf Key Largo eine Abendessen-Pause ein (sieht nicht nach viel aus, war aber sehr gut), bevor wir wieder zum Cracker Barrel zum Übernachten fahren.
Ich möchte unbedingt auch noch den nahegelegenen Biscayne Nationalpark besuchen, der aus einem Visitor Center und 95 % Wasser bzw. den Inseln der Biscayne Bay und den nördlichsten Keys besteht. Für den 21. kann ich noch den letzten Platz auf einer «Snorkel and Paddle Eco-Adventure»-Tour ergattern.
Die verbleibenden drei Tage verbringen wir mit dem Besuch des Fruit & Spice Park in Homestead (im Winter mangels reifer Früchte nicht sooo toll, aber trotzdem interessant und mit ganz vielen Iguanas), einem sensationellen Znacht bei Di Giorgio’s Cafe Largo & Bayside Grille in Key Largo und schlichtem Stehenbleiben am Tamiami Kanal entlang der US-41, weil wir nicht die ganze Zeit bei Cracker Barrel bleiben wollen.
Am Montag ist es dann endlich soweit und ich gehe auf Paddel- und Schnorcheltour in den Biscayne Nationalpark! Es ist ein super Erlebnis! Zuerst fahren wir mit dem Boot zu den nördlichen Keys. Auf dem Weg begegnen wir einer Portugiesischen Galeere, was mir das Wasser grad etwas weniger sympathisch macht… In der Jones Lagoon führt uns Kapitän Kristy auf den Boards zwischen und unter den Mangroven hindurch. Das Wasser ist glasklar und wir sehen Rochen, Haie, Barracudas, Papageienfische, tonnenweise kleinere Fischchen und Upside Down Jellyfish (Mangrovenquallen), die so heissen, weil sie im Gegensatz zu anderen Quallen nicht herumschweben, sondern mit dem „Kopf“ nach unten auf dem Boden ruhen. Nach einem kleinen Ausflug zum Boca Chita Key mit dekorativem Leuchtturm (die Insel ist auch an einem Montag gut überlaufen), bringt Kristy uns mitten aufs Meer, wo wir am Wrack der Mandalay schnorcheln können und neben den Überresten der stattlichen Jacht einen grossen Stachelrochen und eine grosse Menge tropischer Fische sehen. Auf der Hinfahrt war es schon recht ruppig, die Rückfahrt ist auch nicht besser und mir wird wieder mal etwas anders. Zudem hatte ich Ozys Shortie an, der nicht besonders gut sitzt, so dass ich ziemlich erschöpft und vor Kälte zitternd am Ufer ankomme. Aber der Ausflug hat sich jedenfalls gelohnt!!!
Am 24. haben mit unseren Freunden Kathleen und Kurt, die wir letzten Sommer in Minnesota kennengelernt haben, abgemacht. Nach einer weiteren Nacht bei Cracker Barrel verbringen wir die nächsten Tage wieder am Kanal, bis wir am Donnerstag nach Estero (ein Vorort von Fort Myers) fahren, wo uns die beiden netterweise zum Frühstück einladen. Wir freuen uns sehr, sie wiederzusehen und sie haben sogar Juny mitgebracht, ihren Van, auf den wir schon sehr gespannt waren.
Mit diesem schönen Abschluss verabschieden wir uns nun endgültig von Südflorida. Die Everglades und auch der Biscayne NP waren eindeutige Highlights. Key West wäre sehr schön, aber die ganze Stellplatz-Situation hat uns schon sehr zu schaffen gemacht.
Leider ist es stellplatzmässig weiter nördlich auch nicht viel besser, sondern wird, so haben wir das Gefühl, im Lauf der Zeit immer schlimmer (im März ist dann noch Spring Break, dann ist es dann wohl völlig vorbei…). Das führt dazu, dass wir die ganzen mondänen Orte wie Fort Myers, Venice Beach, Saratoga etc. auslaussen.
Ich schaffe es immerhin, bei Bird’s Underwater eine «Snorkel with the Manatees»-Tour in Crystal River zu buchen. Etwas, das ich immer schon mal machen wollte. Es stellt sich heraus, dass wir besser im Januar gegangen wären, als es so richtig kalt war, da sich die Manatees dann in die von rund 22 °C warmen Quellen gespeisten Flüsse zurückziehen. Jetzt ist es bereits recht heiss und es sind nur noch wenige Manatees da. Aber eines reicht ja und es ist wirklich ein unbeschreiblich schönes Erlebnis, so eine grosse, freundlichen Seekuh aus nächster Nähe beobachten zu dürfen (man soll möglchst still im Wasser liegen; die Tiere kümmern sich dann nicht um diese komischen „Bojen“ und kommen beim Fressen von selber ganz nahe). Zum Abschluss können wir bei einer der rund 70 Quellen in der Kings Bay im glasklaren Wasser schnorcheln, bevor es nach zwei Stunden wieder zurück geht.
Wir sehen, dass Bird’s auch Tauchkurse anbietet und beschliessen spontan, dass Ozy doch hier den Open Water-Tauchschein machen sollte. Wir haben Glück und Cody kann übernächste Woche an unserem Wunschtermin einen «Privatkurs» für uns organisieren. – Sie nehmen nur zwei Schüler pro Lehrer und sind damit einverstanden, dass Ozy den Kurs macht, während ich als «Groupie» zu einem etwas günstigeren Preis mittauchen darf. Witzigerweise wird meine Kreditkarte zwischendurch gesperrt, weil die Bank bei einer Firma dieses Namens misstrauisch wurde…
Bevor es aber so weit ist, kommt noch ein grosses Highlight, auf das wir schon lange warten: wir gehen ins Walt Disney World!!! Es ist ein Wunder erster Güte, dass wir vor einiger Zeit fünf Nächte auf dem Disney-eigenen Fort Wilderness Campground und an vier Tagen Eintritte in die Themenparks buchen konnten (seit Corona genügt das Eintritts-Ticket nicht mehr, man muss auch einen der vier Themenparks «reservieren». Wenn man an einem Tag mehr als einen Park besuchen will, muss man ein zusätzliches «Park Hopper»-Ticket erstehen, mit dem man je nach Verfügbarkeit ab einer bestimmten Zeit dann frei zwischen den Parks hin- und her hüpfen kann).
Wir verbringen vier anstrengende, aber wahrhaft «magische» Tage im Walt Disney World und wir werden noch lange von den Erinnerungen zehren, umso mehr, als vor kurzem der Krieg in der Ukraine ausgebrochen ist.
Diese tieftraurige Entwicklung, aber auch die uns zu einem grossen Teil unverständlichen Reaktionen gegenüber Menschen und Dingen, die aufgrund ihres russischen Passes, ihres Namens oder ihrer Herkunft pauschalverurteilt und in Sippenhaft genommen werden, der ganze Hass und die Wut, die sich entladen, machen uns Angst. Wir sind zutiefst deprimiert und wenn wir die Tickets nicht schon gekauft und alles gebucht gehabt hätten, hätten wir den Vergnügungspark ausgelassen.
Man kann es auch als oberflächlich ansehen, dass wir trotzdem gegangen sind. Aber wem hätte es genützt, wenn wir das viele Geld in den Kamin gestrichen hätten? Und im Nachhinein müssen wir sagen, dass uns persönlich der Besuch enorm gut getan hat: Der positiven Atmosphäre, der Liebe, die Walt Disney und Nachfolger in das Ganze gesteckt haben und die trotz des unbestrittenen Kommerz überall zu spüren ist, kann man sich einfach nicht entziehen. Es gibt nicht nur Hass und Negatives, es gibt auch das Schöne, die leuchtenden Kinderaugen, das Staunen, die Überzeugung, dass „am Ende alles Gut wird“ und dass „alles wahr wird, wenn man nur daran glaubt“. Es ist so schwer, sich das Positive trotz aller schrecklichen Nachrichten, die von der Presse mittlerweile schon fast im Sekundentakt verbreitet werden, zu bewahren. Ohne Dankbarkeit und Liebe können wir weder verzeihen noch vergessen und Krieg und Hass gehen immer weiter. Das kann es doch nicht sein.
Nun aber zurück zu unseren vier Tagen bei Disney!
Der Einzug in den Fort Wilderness Resort Campground ist schon ein Erlebnis für sich. Wir benutzen den ersten Abend, um zu Fuss einen kleinen Teil davon zu erkunden. Nur schon dieses Gelände ist riesig und viele haben eigens für ihren Aufenthalt ihr Golfwägelchen mitgebracht (bei einer Mietgebühr von 60 $ pro Tag lohnt sich das noch schnell…). Alle werden ermutigt, ihre privaten oder gemieteten Golfwägelchen oder auch ihre Campsite speziell zu schmücken, wofür es auch zahlreiche Dekomaterialien gibt.
Was uns besonders schön dünkt und anspricht, ist die enorme Detailverliebtheit, die einen geradezu eintauchen lässt. Das Resort, die Transportmittel und jedes «Land», jede «Welt» innerhalb der Themenparks sind liebevollst gestaltet. Vom Bodenbelag über die angebotenen Esswaren, die «Uniformen» der Angestellten, die Lichtmasten, Abfallkübel und WCs bis hin zu unauffälligen Geräuschkulissen im Hintergrund. Dazu kommen die ganzen, riesigen Anlagen mit ihren Gewässern, Rasen, Blumenrabatten, Büschen und Bäumen. Wir haben keine Ahnung wie viele es sind, aber es müssen tausende Menschen damit beschäftigt sein, das ganze zu unterhalten und zu warten!
Am nächsten Tag geht es dann richtig los und wir lassen uns von einem Boot über die Seven Seas Lagoon direkt zum Eingang vom Magic Kindgdom bringen.
Am Eingang stellen wir fest, dass wir definitiv nicht die einzigen sind, die Walt Disneys Welt besuchen möchten. Doch sind es zum Glück nicht ganz so viele wie 2016, als wir die geniale Idee hatten, zwischen Weihnachten und Neujahr das Disneyland in Anaheim anzugucken… Nicht zuletzt dank des neuen (natürlich auch extra kostenden) «Genie+»-Angebots können wir einige Rides machen und Shows besuchen, ohne jeweils 30 Minuten bis 3 Stunden anstehen zu müssen (das Angebot, das per App zu bedienen ist, erfordert allerdings etwas Übung in der Anwendung. Erst nach den vier Tagen haben wir ungefähr heraus, wie man es am besten handhaben würde…).
Das originale Magic Kingdom, der „klassische“ Disney-Park, gefällt uns sehr gut, auch wenn es am stärksten überlaufen ist. Wir besuchen Highlights wie das Haunted Mansion (eine Art «Geisterbahn»), die Achterbahn Thunder Mountain Railroad oder The Pirates of the Caribbean (andere wie die Jungle Cruise sind für uns Genie+-Newbies unerreichbar bzw. haben eine konventionelle Wartezeit von über eineinhalb Stunden und dafür gibt es viel zu viel anderes zu sehen). Süsse, sozusagen historische Shows wie zum Beispiel das Country Bear Jamboree oder der Enchanted Tiki Room sind dagegen gut zugänglich. Immerhin verhilft und Genie+ zu Mickey’s PhilharMagic, einem genial gemachten 4D-Kinoerlebnis, das nach technischen Schwierigkeiten zu Beginn dann doch noch stattfindet.
Das Epcot Center, das es auch schon lange gibt, beschäftigt sich mehr mit der Wissenschaft und der Erde. Es gibt ein tolles Aquarium, eine Forschungsstation zum Pflanzenanbau, eine sehr gute Raumflug-Simulation und die «World Showcase» mit ganz vielen Ländern zu sehen, von Canada und Mexico über Deutschland und Frankreich zu bis China und Japan.
Disney’s Hollywood Studios, die wir am dritten Tag besuchen, gefällt uns irgendwie am wenigsten. Hervorzuheben ist aber eine spannende Indiana Jones-Stuntshow, die buchstäblich einen Blick hinter die Kulissen vermittelt. Und ganz toll ist die neue Star Wars Themenwelt „Edge of the Galaxy“, wo ein ganzer, leicht heruntergekommener Aussenposten auf dem Grenzplaneten Batuu geschaffen wurde – inklusive passender Verpflegungsmöglichkeiten und Geräuschkulisse! Ich muss natürlich – gleich zwei Mal – auf den «Millenium Falcon: Smuggler’s Run»-Ride! – Cooool!!! (Schon das das Anstehen ist ein Erlebnis).
Besonders gut gefällt uns – neben dem Epcot Center – auch der vierte Themenpark, das Animal Kingdom, eine Mischung aus Zoo und verschiedenen Erlebniswelten: Discovery Island mit dem wunderschön gestalteten «Tree of Life», Afrika, Indien und Nepal (inkl. Himalaya), Dinosaurierland U.S.A. (letzteres haben wir ausgelassen) und dem vom gleichnamigen Film inspirierten, fiktiven Mond Pandora. Auf dem Fluss fahren immer wieder Boote mit verschiedenen Bands und es wird eine «Lion King»-Show mit von Jetskis gezogenen 3D-Drachen geboten. An der Vogelflug-Show werden nicht die «üblichen» Raubvögel, sondern massenweise Papageien, ein Kronenkranich oder sogar ein Marabu vorgestellt und teils fliegen gelassen. Wir machen eine Safari in Afrika mit (inklusive Savanne, die von Giraffen, Zebras und Ankole Rindern bevölkert ist) und ich kann ein Ticket für Avatar: Flight of Passage, die neueste 4D-Attraktion, ergattern, wo man dank individuellem «Motorrad-Sitz», 3D-Brille, Wind und gelegentlichen Wasserspritzern wirklich das Gefühl hat, auf einem Mountain Banshee durch die Welt von Pandora zu fliegen. Atemberaubend!!!
Wir hatten ja befürchtet, uns vier Tage von Hot Dogs u.a. ernähren zu müssen, stellen dann aber fest, dass es von Popcorn und Hot Dogs bis zu richtig gehobenen Restaurants alles gibt. Wir leisten uns an zwei Abenden ausgezeichnetes Essen in Epcots «Japan» (u.a. unser erstes Teppanyaki-Erlebnis) und ein sensationelles Znacht im Tiffin’s Restaurant im Animal Kingdom. Nach dem Motto: Wenn schon, denn schon…
Am Abend finden in den Parks jeweils «Feuerwerke» statt, wobei dieser Ausdruck der Sache nicht ganz gerecht wird. Walt Disney World feiert sein 50 Jahr-Jubiläum und da wird alles geboten (die Feier dauert übrigens 18 Monate, aber kein Wunder, bei dem Aufwand…)! Im Fall vom Magic Kingdom wird man bei Disney Enchantment durch Projektionen auf das Schloss, Lichteffekte, Laser, perfekt abgestimmtes Feuerwerk und dröhnende Musik zum Staunen gebracht (YouTube 4K bzw. 8K, mit Werbung…), im Epcot Center bei Epcot Harmonious durch eine an Stargate erinnernde Skulptur inmitten des Sees, wo auf einem Wasservorhang Bilder projiziert werden, während aussenliegende «Arme» mit Licht und Wasser tolle Effekte zaubern (natürlich darf auch hier das Feuerwerk nicht fehlen, einige Raketen werden sogar rundum vom Ufer aus abgeschossen).
Und schliesslich wird eine kleine Show aus Musik und auf Schiffen montierten farbigen Bildern geboten, die von Disney Resort zu Resort fährt (für den Fall, dass jemand die grossen Shows verpasst hat…).
Nach fünf Nächten verlassen wir mit der Abfahrt vom Fort Wilderness Campground Disney’s Welt endgültig und kehren wieder in die Realität zurück.
Bevor wir uns wieder auf den wunderschönen Tillis Hill Campground im Withlacoochee State Forest südlich von Crystal River zurückziehen können, um uns während der nächsten Tage von den vielen Eindrücken zu erholen, muss Ozy für den Tauschein erst noch eine ärztliche Untersuchung machen (er ist über 45 und Raucher – ganz klar eine Risikogruppe). Bei der ersten Urgent Care rennen wir an («we don’t do certificates»), Nachfragen in zwei Tauchshops bringen auch nicht das gewünschte Resultat, aber schliesslich finden wir durch die Suche nach «CDL check» dann doch noch eine Walk-In Clinic, deren Name «60 Dollar Clinic» netterweise Programm ist (Urgent Cares / Walk-In Clinics nehmen normalerweise pauschal 100 Dollar und mehr). Nachdem die Ärztin für 25 Dollar extra sogar noch ein EKG gemacht hat (dafür gibt es heute ein kleines, portables AliveCor Wireless mit dazugehöriger App), bekommt Ozy die Unterschrift unter das Formular, das er gleich via Mail an den Tauchshop übermittelt, um den Code für den E-Learning-Kurs zu erhalten. Das sind wieder einmal die Vorzüge der digitalen Welt! Er macht übrigens den SDI-Tauchschein, der 100 Dollar günstiger ist als der von PADI. (Nach Aussage des Tauchshops soll SDI zudem noch viiiiel besser sein als PADI, da es sich auch von den Technical Divers (TDI) her entwickelt hat, aber ich kann ehrlich gesagt keinen grossen Unterschied erkennen…).
Nun aber nach Tillis Hill! Ozy hatten den Campground entdeckt, als wir vor zwei Wochen mit den Manatees schnorcheln gingen und da er sehr abgelegen ist, finden wir auch wieder Platz für vier Nächte, auch wenn wir zwischendurch mal umziehen müssen (wir hängen nach dem Tauchkurs dann nochmals zwei Nächte an, weil wir recht erschöpft sind… Man wird halt auch nicht jünger… 😉 ).
Wir geniessen die ruhige Umgebung sehr, besonders nach dem Trubel der letzten Tage. Alle Plätze sind mit Elektrizität, so dass keine Generatoren laufen (Juhuuuu!) und ausser Vogelgezwitscher und Pferdewiehern – auch dies ist ein beliebter Pferde-Campground, diesmal sogar mit einem richtigen Stall – nichts zu hören ist. Himmlisch! Dazu kommt, dass man in den umgebenden Wäldern sehr ausgiebig wandern gehen kann (auch der Florida Trail führt hier durch). Die Vegetation besteht je nach Untergrund aus locker stehenden Föhrenwäldern und Laubwald-Inseln voller wunderschöner Live Oaks und in einiger Entfernung gibt es sogar Karsthöhlen zu erkunden.
Dass ein grosser Teil von Florida aus Kalkstein besteht, der vor allem im mittleren/nordwestlichen Bereich in Erscheinung tritt, war uns nicht bewusst gewesen. Anlässlich von Ozys Tauchkurs kommen wir dann noch ganz eng in Berührung damit.
Bei Bird’s Underwater werden wir erst mal mit allem Nötigen ausgestattet und dann fahren wir noch eine gute halbe Stunde, bis wir beim Devil’s Den unseren Instruktor Mike treffen. Devil’s Den sowie Blue Grotto, wo wir am zweiten Kurstag tauchen gehen, sind sogenannte «Sinkholes», Karsttrichter, die den berühmten Cenotes in Yucatan sehr ähnlich sind. Leider ist das Wetter eher bescheiden (am zweiten Tag müssen wir richtig Gas geben, dass wir vor dem Gewitter mit den letzten beiden Tauchgängen fertig werden), so dass die «Löcher» eher einen düsteren Eindruck machen. Ozy meint danach jedenfalls, dass er sicher kein Höhlentaucher werden wird… (Aber er war ja auch noch anderweitig beschäftigt… 😉 ).
Devil’s Den ist fast eine Höhle, das Licht kommt nur durch eine nicht sehr grosse Öffnung in der Decke (der heutige Zugang von der Seite wurde künstlich angelegt und ich bin froh, dass wir uns nicht – wir vor dessen Einrichtung – abseilen müssen…), die Blue Grotto ist ein bisschen grösser und hat als Attraktion Virgil, eine grosse Florida-Weichschildkröte (nicht ganz passend benannt, da ein Weibchen), die sich von den vielen Tauchern überhaupt nicht stören lässt, sondern im Gegenteil mit ihrer herzigen rüsselförmigen Nase höchst interessiert die Finger unseres Instruktors Mike inspiziert. Beide Sinkholes sind als Tauchzentren angelegt, mit einem Swimmingpool für das erste Training und zahlreichen Plattformen unter Wasser, wo die Schüler ihre «Open Water»-Übungen absolvieren können (cooler Einführungsfilm zu Blue Grotto: divebluegrotto.com/diving/students/ ). Im Gegensatz zur Blue Grotto lässt Devil’s Den auch Schnorchler zu, was den ohnehin schon sehr beschränkten Platz sehr gedrängt werden lässt (dank Instagramm und TicToc und wie das In-Zeugs alles heiss, ist der Platz so beliebt geworden, dass jeder unbedingt da gewesen sein und sich fotografiert haben muss).
Mike ist sehr nett, praxisorientiert und vor allem auch geduldig, so dass Ozy alle Aufgaben meistert und am Schluss stolz sein SDI Open Water-Zertifikat in Empfang nehmen darf. Bei Bird’s können sie den SDI-Ausweis auch gleich ausdrucken, so dass er nicht noch irgendwohin geschickt werden muss, was für uns eine grosse Erleichterung ist.
Ozys Tauchschein muss natürlich gebührend gefeiert werden! Mike empfiehlt Cajun Jimmy’s Seafood Seller & Café in Crystal River, wo wir drei nicht nur ausgezeichnet essen, sondern vom Inhaber, den Mike kennt, sogar noch eine spezielle Zaubervorführung bekommen. Inklusive Souvenir in Form einer vor unseren Augen auf Uri Geller-Art verbogenen Gabel!
Nochmals vielen herzlichen Dank an Mike und das Team von Bird’s Underwater!
Ursprünglich wollten wir ja noch Floridas Panhandle erkunden. Nachdem eine über zweistündige Suche wieder keinen geeigneten Übernachtungsplatz geliefert hat, haben wir die Nase voll. Wir fahren nochmals quer über die Halbinsel nach Cape Canaveral, weil wir das Multiday Ticket, das wir im Januar erstanden hatten, noch ausnützen wollen (im Moment glauben wir nicht, dass wir bald wieder nach Florida zurückkehren werden…).
Wir finden auf iOverlander den wohl einzigen legalen, freien Platz in der Nähe von Cape Canaveral, wo wir Rob und Nuala mit ihrem auffälligen Hazmat Supplies-RV kennenlernen.
Das Kennedy Space Center, das wir beim ersten Besuch ja nur zu einem Teil (Saturn V-Center) gesehen haben ist wieder sehr beeindruckend, auch wenn es dieses Mal noch mehr Menschen hat. Besonderer Wert wird darauf gelegt, zu erwähnen, welche Erfindungen und Anwendungen auf die Raumfahrt zurückgehen und es ist tatsächlich erstaunlich, was wir dem dringenden Wunsch einiger Menschen, mehr über das Universum zu erfahren oder es sogar persönlich zu erkunden, zu verdanken haben (von der bekannten Teflon-Beschichtung über Laptops bis zu Solarzellen (Liste mit 30 Beispielen aus usatoday). Nach diesem spannenden Tag, der wieder gezeigt hat, wozu Menschen fähig sein können, wenn sie es wollen und im Team zusammenarbeiten, verlassen wir Florida endgültig.
Unser Ziel ist wieder der Skidaway Island Campground bei Savannah, wo wir im Januar schon mal waren. Gerhard hat einen Platz ergattert und uns netterweise wieder eingeladen, uns zu ihm zu stellen. WIr freuen uns jetzt schon darauf, Gerhard wiederzutreffen und mit ihm einen kleinen Teil der südlichen Ostküste zu erkunden.
